Die große Deutschland-Umfrage Fahrpersonal Bus und Bahn 2025 

Der öffentliche Personen- und Schienengüterverkehr in Deutschland steht vor einer massiven Personalherausforderung. Schon heute fehlen rund 20 000 Busfahrerinnen und Busfahrer und mindestens 3 000 Triebfahrzeugführerinnen und -führer – und der Mangel wird sich weiter verschärfen.
Bis 2030 werden im ÖPNV bis zu 21 Prozent mehr Mitarbeitende gebraucht, um den politisch geforderten Wachstumszielen der Verkehrswende genügen zu können. Gleichzeitig gehen bis dahin jährlich etwa 6 000 Mitarbeitende im Fahrdienst in den Ruhestand. Dies führt schon jetzt zu einem hohen Altersdurchschnitt und einer weiterwachsenden Fachkräftelücke. Ohne gezielte Maßnahmen drohen künftig Angebotskürzungen und eine eingeschränkte Verlässlichkeit des Verkehrs.

Die Große Deutschland-Umfrage Fahrpersonal 2025 liefert erstmals eine fundierte Datengrundlage zu den Erwartungen, Bedürfnissen und Wahrnehmungen des Fahrpersonals selbst. In einer standardisierten Online-Befragung nahmen 1 425 Beschäftigte aus rund 700 VDV-Mitgliedsunternehmen teil.

Die Umfrage zeigt, dass die Wahrnehmung der Branche überwiegend negativ bewertet wird. Hauptkritikpunkte sind mangelnde Wertschätzung, schwierige Arbeitsbedingungen und unattraktive Dienstpläne. Besonders die Dienstplangestaltung gilt als zentrale Herausforderung, gefolgt von einer unzureichenden Vergütung. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Beschäftigte ihren Beruf aufgrund der Freude am Fahren und der Arbeitsplatzsicherheit gewählt haben.

Hintergrund und Relevanz des Themas

Wachstumsziele der Verkehrswende vs. extremer Fachkräftemangel

Deutschland fehlen heute bereits rund 20 000 Busfahrerinnen und Busfahrer. Aufgrund des Personalmangels mussten zuletzt rund jedes zweite Verkehrsunternehmen zumindest zeitweilig seinen Betrieb einschränken. Auf der Schiene fehlen aktuell mindestens 3 000 Triebfahrzeugführerinnen und -führer, Tendenz steigend. Die Lage ist ernst. Auf der Schiene können personalbedingt nicht alle Züge gefahren werden. Der ÖPNV in Deutschland kämpft um das Aufrechterhalten des vollen Fahrplanangebotes. Vielerorts wurden bereits Linien ausgedünnt und Takte ausgeweitet. Die Prognosen zeigen, dass sich die Situation verschärfen wird.

Bis 2030 werden im ÖPNV etwa 21 Prozent mehr Mitarbeitende gebraucht, um den politisch geforderten Wachstumszielen der Verkehrswende genügen zu können. Gleichzeitig gehen bis dahin 40 000 Beschäftigte im Fahrdienst in den Ruhestand. Die Berufsgruppen der Triebfahrzeugführerinnen und -führer (+ 44,6 Prozent) und Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer (+ 89,2 Prozent) gehören zu den Top fünf Berufen mit dem prozentual größten Anstieg der Fachkräftelücke.

Herausforderung: Optimierungsfähige Kommunikation und Angebote der Arbeitgeber

Rund 25 Jahre lang wurde die Branche von der Politik aufgrund des Kostendrucks angehalten Personal abzubauen. Auch deshalb ist das Durchschnittsalter des Fahrpersonals hoch (derzeit über 50 Jahre). Bei der aktiven Personalsuche gibt es in der Branche deutlichen Verbesserungsbedarf. Den in jüngster Zeit massiv gestiegenen Personalbedarf versuchen einige Unternehmen mit Ad-hoc-Recruitingmaßnahmen zum Beispiel im Ausland zu decken.
Ein Verständnis für die mittel- und langfristige Bedeutung und Notwendigkeit von Employer Branding und Personalmarketing sowie der Einsatz entsprechender zielgerichteter Recruiting-Maßnahmen ist in der Branche noch nicht sehr verbreitet. Auch inhaltlich, beispielsweise in den Bereichen Arbeitszeitenflexibilisierung und Gehalt muss die Branche konkurrenzfähiger werden.

Ziel der Umfrage

Die Untersuchung hat das Ziel, umfassende Erkenntnisse über die Erwartungen, Ziele, Bedürfnisse und Präferenzen des Fahrpersonals zu gewinnen.

Erstmals wird die Zielgruppe im Rahmen dieser Erhebung direkt befragt. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen und Einsichten von Bus-, Stadtbahn- und Bahnfahrerinnen und -fahrern.
Dadurch soll ein tiefgehendes Verständnis für ihre Werte sowie die Wahrnehmung des Berufsbildes und von Arbeitgebern entwickelt werden. Darüber hinaus wird analysiert, welche Kommunikationswege und Medienformate von dieser Zielgruppe
bevorzugt genutzt werden. Die gewonnenen Ergebnisse sollen eine fundierte Grundlage für die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen im Bereich Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting bieten. Dies ermöglicht Unternehmen und Arbeitgebern, ihre Kommunikationsstrategien gezielt anzupassen sowie gegebenenfalls kulturelle und systemische Transformationsprozesse strategisch und operativ zu gestalten.

Initiatoren der Umfrage

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist der Branchenverband für den öffentlichen Personen- und den Schienengüterverkehr in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund 700 Mitgliedsunternehmen, setzt sich für eine leistungsfähige, klimafreundliche und zukunftssichere Mobilität ein und berät Politik sowie Wirtschaft zu verkehrspolitischen und technologischen Themen. Mit der VDV-Arbeitgeberinitiative bündelt der Verband Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung, fördert die Modernisierung der Branche und unterstützt Unternehmen bei strategischen und operativen Herausforderungen.
Zudem stärkt der VDV die Wertschätzung für das Fahrpersonal – etwa durch den Wettbewerb „LieblingsbusfahrerIn“, der Anerkennung und Sichtbarkeit für diesen Beruf schafft. Durch gezielte Kommunikation, Fachberatung und Netzwerkarbeit trägt der VDV maßgeblich zur Weiterentwicklung und Attraktivität des öffentlichen Verkehrs in Deutschland bei.

Die nexum ist eine Beratungs- und Agenturgesellschaft, die sich auf digitale Kommunikation, Interaktion und Transaktionen spezialisiert hat. Das Unternehmen unterstützt Kunden bei der digitalen Transformation und bietet Leistungen in den Bereichen Strategie, digitale Plattformen, E-Commerce, Marketing, Medien, Datenanalyse und Software. Ein Schwerpunkt liegt auf Employer Branding – von der strategischen Beratung bis zur Umsetzung von Kampagnen, HR-Tech und Karriere-Websites.
Die nexum gehört zu den größten inhabergeführten Fullservice-Dienstleistern im deutschsprachigen Raum und beschäftigt über 200 Mitarbeitende an mehreren Standorten in Deutschland, der Schweiz und Spanien.

"Mobilität braucht Menschen – aber Menschen brauchen auch Mobilität. Damit Busse und Bahnen weiterfahren, müssen wir endlich verstehen, was das Fahrpersonal wirklich braucht."

Ingo Wortmann · VDV-Präsident

Schlüsselergebnisse

  • An der Befragung nahmen 1 425 Personen teil, was eine solide Grundlage für die Analyse der Erwartungen und Bedürfnisse des Fahrpersonals bietet. Die Altersstruktur der Teilnehmenden deckt sich dabei auch mit den Daten der Realität – sie zeigt eine starke Prägung durch die Babyboomer-Generation. Über die Hälfte der Teilnehmenden sind 46 Jahre oder älter. Rund 40 000 Beschäftigte werden bis 2030 in den Ruhestand gehen.
  • Regional war die Beteiligung in Nordrhein-Westfalen besonders hoch, während einige große Bundesländer, darunter Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, geringere Rücklaufquoten aufwiesen. Der Großteil der Teilnehmenden ist männlich (86 Prozent), Frauen machen 13 Prozent aus, was in etwa der offiziellen Branchenverteilung entspricht. Die Mehrheit (82 Prozent) arbeitet im Straßenverkehr (kommunaler ÖPNV), während der Anteil der Schienenverkehrsbeschäftigten (SPNV) mit 16 Prozent etwas unterrepräsentiert ist.
  • Knapp die Hälfte der Teilnehmenden hat eine branchenspezifische Ausbildung, während 44 Prozent aus branchenfremden Berufen eingestiegen sind, häufig aus der Metall- und Elektronikindustrie oder dem kaufmännischen Bereich. Die durchschnittliche Berufserfahrung liegt bei 11,9 Jahren, wobei ausgebildete Fahrerinnen und Fahrer mit im Schnitt 14 Jahren länger in der Branche tätig sind als Quereinsteigende mit 10,5 Jahren.
  • Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bewertet das Image der Branche negativ, insbesondere Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger und jüngere Beschäftigte. Als Hauptgründe für die negative Wahrnehmung werden mangelnde Wertschätzung und schwierige Arbeitsbedingungen genannt, während die Freude am Fahren und die Arbeitsplatzsicherheit zu einer positiven Bewertungen des Images führen.
  • Die größten Herausforderungen im Berufsalltag sind schlechte Verkehrsverhältnisse sowie der Umgang mit Fahrgästen, während im Schienenverkehr auch die Dienstplangestaltung ein kritisches Thema ist. Die wichtigste Verbesserung, die von den Teilnehmenden gefordert wird, betrifft die Dienstplangestaltung, insbesondere im Schienenverkehr, gefolgt von einer besseren Vergütung.
  • Der häufigste Grund für die Berufswahl ist die Freude am Fahren, gefolgt von Arbeitsplatzsicherheit und Wohnortnähe. Rund 40 Prozent fanden ihren Beruf über persönliche Empfehlungen aus dem Familien- oder Freundeskreis, während Stellenanzeigen die zweithäufigste Quelle waren.
  • Bei der Wahl des Arbeitgebers sind ein gutes Gehalt und Wertschätzung die wichtigsten Faktoren, ergänzt durch Arbeitsplatzsicherheit und angemessene Pausen- und Ruhezeiten. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie betriebliche Altersvorsorge zählen zu den attraktivsten Benefits, gefolgt von Weiterbildungen und Prämiensystemen.
  • Bei der Stellensuche spielen persönliche Netzwerke ebenfalls eine zentrale Rolle, gefolgt von Karriere-Websites, Jobbörsen und Social Media. WhatsApp ist die meistgenutzte Plattform unter den Teilnehmenden, gefolgt von Facebook, YouTube und Instagram.
  • Für Bewerbende sind Gehaltsangaben und Einblicke in den Arbeitsalltag die wichtigsten Informationen in der Arbeitgeberkommunikation, während der Bewerbungsprozess oder Unternehmenswerte eine untergeordnete Rolle spielen.
  • Die Mehrheit der Befragten nimmt sich viel Zeit für ihre Bewerbung, wobei 40 Prozent über fünf Minuten und 43 Prozent über zehn Minuten investieren. Bewertungsportale wie kununu, Glassdoor oder Google werden von 42 Prozent als wichtig oder sehr wichtig erachtet, während 24 Prozent sie nicht nutzen oder nicht kennen.

Vor dem Hintergrund, dass die Branche vor enormen Herausforderungen in der Rekrutierung von Fahrpersonal steht, machen die Ergebnisse der Befragung deutlich, wo noch Handlungsbedarf besteht. Insbesondere zeichnen sich dabei zwei Bereiche ab: einerseits die interne Sicht aus Arbeitgeberperspektive und andererseits die externe Unterstützung durch politische Rahmenbedingungen.

Die Ergebnisse der Deutschland-Umfrage Fahrpersonal 

Welche Gründe waren entscheidend für die Wahl des Berufs?


Was waren die wichtigsten Gründe für die Wahl des Arbeitgebers?


Welche Ausbildung haben Sie absolviert, um Ihre derzeitige Position auszuüben?

Download

Cover des Ergebnisberichts „Die große Deutschland‑Umfrage Fahrpersonal Bus & Bahn 2025“: Vor einem blau‑violetten Titelbanner sitzt eine lächelnde Busfahrerin mit Brille und rotem Schal am Fahrerplatz; unten stehen die Logos von VDV, VDV‑Arbeitgeberinitiative und nexum.

Bild © VDV/ Bildschön GmbH | Uwe Böhm | Hamburg

VDV-Arbeitgeberinitiative: Stellenportal mit 9.000 offenen Stellen

Die VDV-Arbeitgeberinitiative ist ein wichtiger Teil der Lösung, denn sie bietet durch vielfältige Service- und Kooperationsangebote kleinen wie großen Unternehmen die Möglichkeit, ihre eigenen Personalgewinnungsmaßnahmen zu stärken und gleichzeitig mit einem bundesweiten Branchen-Karriereportal noch mehr Menschen auf die attraktive Arbeitswelt der Verkehrsunternehmen aufmerksam zu machen.

Über die branchenweite Arbeitgeberinitiative und den dortigen Stellenmarkt sind derzeit über 9.000 offene Arbeitsplätze in allen Bereichen zu finden: in-dir-steckt-zukunft.de

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