Mehr Tempo bei der Elektrifizierung des Schienennetzes

Deutschland braucht ein leistungsfähiges, klimafreundliches und zukunftssicheres Schienennetz. Die Elektrifizierung ist dabei ein entscheidender Hebel. Der VDV fordert gemeinsam mit der Allianz pro Schiene ein ambitioniertes Ziel: Bis 2035 sollen 80 Prozent des bundeseigenen Schienennetzes mit Oberleitungen elektrifiziert sein. Nur so kann die notwendige Mobilitätswende gelingen – national wie international.

Warum Elektrifizierung jetzt?

Der Verzicht auf die bislang verpflichtende Nutzen-Kosten-Untersuchung, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, ermöglicht eine deutliche Verfahrensbeschleunigung.
Mit einer zielgerichteten Umsetzung könnte der Ausbau acht Mal schneller erfolgen als bisher – statt 75 km pro Jahr wären rund 600 km realistisch.

Elektrische Traktion ist klimafreundlich, effizient und spart langfristig Betriebskosten.
Die Bahn wird dadurch widerstandsfähiger: Längere und schwerere Züge sind möglich, was besonders im Güterverkehr ein Plus an Leistung bedeutet.

Auch ein sicherheitspolitisches Thema

Elektrifizierte Strecken sind strategisch relevant für militärische und logistische Resilienz. Deutschland als zentrale Logistikdrehscheibe Europas braucht eine Schieneninfrastruktur, die daher auch im Krisenfall funktioniert. Besonders die Grenzübergänge müssen zügig ausgebaut werden: Von 57 Bahnübergängen zu Nachbarstaaten sind derzeit nur 28 elektrifiziert – mit deutlichem Nachholbedarf an den Grenzen zu Polen und Tschechien.

Auf dem Bild ist Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), abgebildet. Er trägt ein dunkelblaues Sakko und ein weißes Hemd und lächelt in die Kamera. Der Hintergrund ist verschwommen.

„Niemand hat in den letzten Jahrzehnten bei der Ertüchtigung und Modernisierung des deutschen Schienennetzes an militärische Zwecke gedacht. Aber die Zeiten haben sich geändert. Deutschland ist die zentrale Logistikdrehscheibe für Waren- und Gütertransporte in Europa, das müssen wir auch für solche Fälle und für das gesamte Schienennetz berücksichtigen.“

Oliver Wolff · VDV-Hauptgeschäftsführer

Intelligenter ausbauen – mit angepassten Standards

Bisher wurden Oberleitungen immer für 160 km/h ausgelegt – ein Standard, der für viele Nebenstrecken unnötig ist. Wir empfehlen: Eine Einfachoberleitung für 100 km/h ist in vielen Fällen ausreichend und spart Kosten und Bauzeit. So kann auch die Elektrifizierung in der Fläche gelingen – gerade für Regionen, die bislang vom Fortschritt abgekoppelt sind.

Der Fachkräftemangel bremst den Ausbau nicht: Unternehmen qualifizieren bereits verstärkt Oberleitungsmonteure. Planungskapazitäten und Projektvorbereitungen laufen – jetzt muss der politische Rahmen folgen.

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