Die Zukunft der Schiene 

Schienenverkehr bedeutet Klimaschutz. Im Jahr 2020 transportierten die VDV-Unternehmen im öffentlichen Schienengüterverkehr 288 Millionen Tonnen Güter. Das ersetzt rund 67.000 voll beladene Lkw auf deutschen Straßen. Pro Tonnen-km emittiert der Schienengüterverkehr nur 17 Gramm CO2 – das sind fast 85 Prozent weniger als beim Lkw (113 g/Tonnen-km). Bis 2030 soll der Anteil am gesamten Güterverkehr auf 25 Prozent steigen, so ist es im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das Ziel ist erreichbar, erfordert aber eine erhebliche Anstrengung von Branche und Politik.

Das VDV-Gutachten aus 2021 zeigt den Handlungsbedarf im Schienengüterverkehr zur Erreichung der Wachstums- und Klimaschutzziele bis 2030 auf. Um den angestrebten Marktanteil der Güterbahnen von mindestens 25 % bis 2030 zu erreichen, sind laut des Gutachters Roland Berger Gesamtinvestitionen von 52 Milliarden Euro sowie zahlreiche Verbesserungen bei ordnungspolitischen Rahmenbedingungen notwendig. Die Branche selber leistet dabei mit 13 Milliarden Euro einen erheblichen Eigenanteil an diesen Investitionen.
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Bundeshaushalt 2024: Der VDV warnt vor Fördermittelkürzungen im Schienengüterverkehr 

Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene gefährdet

Nach Informationen des Branchenverbands VDV droht dem Schienengüterverkehr in Deutschland in Folge der Einsparungen im Bundeshaushalt 2024 ein Horrorszenario:
Gleich mehrere Förderprogramme des Bundesverkehrsministeriums für den Schienengüterverkehr stehen demnach vor erheblichen Kürzungen. Vor allem die für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zentrale Trassenpreisförderung soll um nahezu die Hälfte gekürzt werden.

VDV-Vizepräsident Joachim Berends: „Jegliche Absenkung von Mitteln wie etwa bei der Trassenpreisförderung würde bei der hohen Preissensibilität im Transportmarkt sofort zu erheblichen Verlagerungen von der Schiene zur Straße führen. Wir brauchen Planungssicherheit und müssen uns auf finanzielle Zusagen verlassen können, denn diese planen wir bei unserer Angebotsgestaltung fest mit ein. Für das laufende Jahr haben wir die meisten Verhandlungen schon geführt und die Verträge mit den Kunden längst abgeschlossen. Nachträgliche Preissteigerungen, weil Fördermittel wegbrechen, können wir deshalb nicht weiterreichen, sondern bleiben darauf sitzen. Wir appellieren daher an die Bundesregierung, den Schienengüterverkehr auch weiterhin in vollem Umfang und wie geplant zu unterstützen.“
Nur so lassen sich die verkehrspolitischen Verlagerungsziele erreichen, alles andere wäre vollkommen unglaubwürdig mit Blick auf eine Verkehrswende.

Klimaschutzziele erreichen:
Die Zeit läuft ab

Der Countdown läuft: Nur noch 6 Jahre Zeit bleiben, um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen. Das geht nur mit deutlich mehr Gütern auf der Schiene. Diese Botschaft trägt eine Lok des Eisenbahnlogistikunternehmens TX Logistik durch Europa. Gemeinsam mit Peter Westenberger (Die Güterbahnen, l.), Dr. Helena Melnikov (Bundesverband Materialwirtschaft BME), Albert Bastius (TX Logistik, r.) stellte Dr. Martin Henke, VDV-Geschäftsführer Eisenbahnverkehr (2. v. r.), das auffällig beklebte Fahrzeug kurz nach Ende der Weltklimakonferenz COP 28 vor. Die grünen Ziffern auf schwarzem Grund erinnern an eine Digitaluhr – und daran, dass die Zeit am 1. Januar 2030, um 0 Uhr und 1 Minute abläuft. Die Politik müsse weitere Maßnahmen für eine Stärkung des Schienengüterverkehrs zeitnah und konsequent umsetzen. In Deutschland habe vor allem der Verkehrssektor noch erheblichen Nachholbedarf bei der Emissionsminderung, sagte Martin Henke: „Deshalb ist die Stärkung des klimafreundlichen Schienengüterverkehrs ein zentraler Baustein, um die angestrebten Ziele zu erreichen.“

Stärkung des Kombinierten Verkehrs

Mit rund 40 Prozent an der Verkehrsleistung des Schienengüterverkehrs kommt dem schienenseitigen Kombinierten Verkehr (KV) zur Erreichung der politischen Versorgungs- und Klimaziele eine wichtige Bedeutung zu, da er:

✅ die CO2-Emissionen des Straßengüterverkehrs (Euro6) um 60 bis 90 Prozent senkt und dabei
✅ 40 bis 70 Prozent weniger Energie pro Tonnenkilometer verbraucht.

Der KV ist der mit Abstand relevanteste Wachstumsmarkt im Schienengüterverkehr und unerlässlich für das Erreichen des politischen Ziels, den intermodalen Marktanteil der Schiene bis 2030 auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen. Das Interesse der verladenden Wirtschaft am Kombinierten Verkehr muss an entscheidenden Stellhebeln durch politische Aktivitäten unterstützt werden. Gemeinsam mit SGKV, DIE GÜTERBAHNEN, UIRR, BDI - Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. und Allianz pro Schiene e.V. hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im Rahmen der Kampagne „CT4U“ die wichtigsten Stellhebel zur Stärkung des Kombinierten Verkehrs definiert, die durch politische Aktivitäten unterstützt werden sollten

Das Interesse der verladenden Wirtschaft am Kombinierten Verkehr muss durch politische Aktivitäten unterstützt werden. Vorrangig geht es um:

  1. Beschleunigter Neu- und Ausbau von intermodalen Terminals
  2. Förderung zusätzlicher Abstellflächen für intermodale Terminals
  3. Ausbau von schienen- und straßenseitigen Bedienkonzepten für Terminals
  4. Verbesserung der Verfügbarkeit von Serviceeinrichtungen
  5. Einführung von geeigneten Leistungskennzahlen
  6. Stärkung des grenzüberschreitenden Kombinierten Verkehrs
  7. Freistellung des Zu- und Ablaufs von der Lkw-Maut
  8. Standardisierung von Wechselbehältern und Umschlagsystemen und Anschaffungsförderung für bahntaugliche Trailer

Verkehrsprognose 2051

Die vom BMDV vorgestellte Verkehrsprognose geht davon aus, dass die Verkehrsleistung im Güterbereich insgesamt bis 2051 um 46 Prozent steigen wird. Dabei kommt es zu dem Ergebnis, dass vor allem der Straßengüterverkehr in den nächsten Jahrzehnten um 54 Prozent steigt.

Die Verkehrsprognose im Faktencheck

Verbände aus der Schienengüterbranche kritisieren die Gleitende Langzeit-Verkehrsprognose aus dem Bundesverkehrsministerium als zu straßenfixiert und weitgehend realitätsfern. Marktentwicklungen und Innovationen auf der Schiene würden darin außen vor gelassen, das Wachstumspotenzial des Schienengüterverkehrs bewusst kleingerechnet. Die Allianz pro Schiene, der Verband der Güterwagenhalter in Deutschland, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sowie DIE GÜTERBAHNEN warnen vor einer eklatanten Fehlsteuerung beim Ausbau der Infrastruktur und fordern stattdessen ein Konzept, wie verkehrs- und klimapolitische Ziele erreicht werden können.

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Reaktivierung von Eisenbahnstrecken

Die Rahmenbedingungen für Reaktivierungen sind somit in den letzten Jahren erheblich besser geworden. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der Teilhabe der ländlichen Regionen an zukunftsfähigen und attraktiven Verkehrsangeboten wurde dies auch höchste Zeit. Auch wenn es in manchen Bereichen noch weiteren Handlungsbedarf gibt – wie z.B. im Planungsrecht und bei einem Moratorium für die Freistellung von Schienenwegen von Betriebszwecken – kann doch festgestellt werden: Im Hinblick auf die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken ist die Botschaft in Politik und Gesellschaft angekommen! Nun müssen zügig verkehrlich sinnvolle Reaktivierungsvorhaben vorangetrieben werden, um rasch positive Effekte für den Klimawandel zu erzeugen.

Titelseite der Reaktivierungsbroschüre von VDV und Allianz pro Schiene, 3. Auflage (2022)

Vorschläge zur Reaktivierung von Bahnstrecken

Der VDV und die Allianz pro Schiene haben ihre Vorschläge für die Reaktivierung von stillgelegten Eisenbahnstrecken in Deutschland aktualisiert und erweitert. In der dritten Auflage der VDV-Reaktivierungsliste schlagen die Verbände 277 Strecken mit 4573 km Länge zur Reaktivierung vor. Damit könnten 332 Städte und Gemeinden mit mehr als 3,4 Millionen Menschen wieder ans deutsche Schienennetz angebunden werden.

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Der Schiene jetzt Priorität geben!

Die acht Bahnverbände haben zu Beginn des Wahljahrs 2021 ihre drei wichtigsten Forderungen an die nächste Bundesregierung formuliert. Damit zeigt die Branche auf, wie Deutschland die ehrgeizigen Ziele für die Schiene in diesem Jahrzehnt erreichen kann.
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10 Gründe für mehr Schienenverkehr

Warum wir von der sicheren und klimafreundlichen Eisenbahn besonders profitieren und warum die Politik den Schienenverkehr stärker fördern sollte, erfahren Sie in unserem Flyer.

Masterplan Schienenverkehr

Am 30. Juni 2020 wurde im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) der Schienenpakt zur Stärkung des Bahnsektors unterzeichnet und der „Masterplan Schienenverkehr“ vorgestellt. Zudem wurde die Umsetzung des Deutschlandtakts gestartet.

Der Masterplan Schienenverkehr ist das Ergebnis einer fast zweijährigen Arbeit des Schienensektors, der Nutzerinnen und Nutzer des Personen- und Schienengüterverkehrs und des Bundesverkehrsministeriums im Rahmen des Zukunftsbündnis Schiene. In sechs Arbeitsgruppen und einem Lenkungskreis wurde intensiv an gemeinsamen Lösungen gearbeitet, um die Eisenbahn für die anstehenden Herausforderungen einer modernen Mobilität von Personen und Gütern zukunftsfähig aufzustellen.

Im Rahmen der zahlreichen Projekte, die das Zukunftsbündnis Schiene für den Masterplan definiert hat, ist die Umsetzung des Deutschlandtakts zweifelsohne die komplexeste Aufgabe. Und aus Sicht des VDV die wichtigste mit Blick auf die Attraktivitätssteigerung des Verkehrsträgers Schiene: „Deutschlandtakt bedeutet nicht nur Personenfernverkehr. Es steckt doch so viel mehr hinter dieser Idee: Es geht um bessere, schnellere und zuverlässigere Verkehrsangebote für Personen und Güter. Der Masterplan Schiene zeigt auf, welche Schritte notwendig sind, um den Deutschlandtakt umzusetzen. Er stellt dabei nicht allein auf das bestellte SPNV-Angebot und das Fernverkehrsangebot ab, sondern auch auf die Interessen des Schienengüterverkehrs und der eigenwirtschaftlichen Angebote weiterer Anbieter. Dies ist zu begrüßen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

» Schienenpakt des Zukunftsbündnis Schiene
» Masterplan Schienenverkehr

Modernisierung des Eisenbahnnetzes durch Digitalisierung und ETCS-Ausrüstung

Im Zuge der allgemeinen Zielsetzung der Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums hat die EU-Kommission einen rechtsverbindlichen Rahmen zur Einführung und Umsetzung von ERTMS mit dem Kernbaustein ETCS als einheitlichem interoperablem Zugsicherungssystem gesetzt. Die aktuellen europäischen Vorgaben sehen für Deutschland eine Ausrüstungspflicht von europäischen Verkehrskorridoren mit ETCS auf einer Länge von etwa 3.250 km bis 2030 und von rund 16.000 km bis 2050 vor.

Vor diesem Hintergrund hat die DB Netz AG unter dem Stichwort „ETCS/DSTW“ einen Strategieansatz formuliert, der die zügige flächendeckende Ausrüstung des deutschen Streckennetzes mit ETCS mit einer grundlegenden Modernisierung und Digitalisierung der Stellwerkstechnik verbindet. Mit diesem sogenannten „Flächenrollout“ von ETCS/DSTW sind hohe Erwartungen für den Infrastrukturbetrieb verbunden
— höhere Betriebsqualität,
— Kapazitätsgewinne ,
— Investitionssynergien und kostenseitige Skaleneffekte in Milliardenhöhe,
— somit in Summe eine deutliche und langfristig andauernde Steigerung der Produktivität.

Aus Sicht des VDV kann die umfassende Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik einschließlich der Umstellung der Zugsicherung auf ETCS ein Schlüssel für eine durchgreifende Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen in den unterschiedlichen Verkehrsmärkten sein.

Masterplan Schienengüterverkehr

Die Bundesregierung hat im Juni 2017 den Masterplan Schienengüterverkehr vorgestellt. Er ist das Ergebnis gemeinsamer Arbeit des BMVI, von Bahnunternehmen, Branchenverbänden aus Verkehr, Logistik und Industrie und Wissenschaftlern, u.a. der VDV, am Runden Tisch Schienengüterverkehr. Der Masterplan stellt nicht nur ein Leitbild für einen leistungsstarken und zukunftsfähigen Schienengüterverkehr vor, sondern benennt auch Handlungsfelder und Meilensteine. Er liefert damit eine Anleitung für Maßnahmen zur Stärkung des Schienengüterverkehrs. Denn für die Verkehrswende muss der umweltfreundliche Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger werden. So ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ein im Koalitionsvertrag der Bundesregierung formuliertes Ziel.

Seit der Vorstellung des » Masterplans Schienengüterverkehr im Juni 2017 sind einige Maßnahmen zur Umsetzung von der Bundesregierung auf den Weg gebracht worden – allen voran die Trassenpreissenkung im Schienengüterverkehr sowie die Aufnahme des Ausbaus wichtiger Güterverkehrsstrecken für 740 Meter lange Güterzüge in den vordringlichen Bedarf des Bundesschienenwegeausbaugesetzes.

Auch auf Seiten der Güterbahnen wurden seit Veröffentlichung des Masterplans wichtige Schritte zur Umsetzung der Maßnahmen gemacht. Insbesondere an der Lärmsanierung der Güterwagenflotte und an der Digitalisierung der Fahrzeuge arbeitet die Branche mit Hochdruck.

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