VDV-Branchenumfrage zum Personalbedarf im Schienengüterverkehr

Der Schienengüterverkehr ist ein Eckpfeiler der globalen Logistik, indem er Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit eng miteinander verknüpft. Dank seiner hohen Kapazität und Zuverlässigkeit kann der Schienengüterverkehr Engpässe im Straßennetz entlasten und CO2-Emissionen reduzieren. Wie viele andere Branchen stehen auch die Güterbahnen vor den Herausforderungen eines immensen Fachkräftemangels. In einer repräsentativen Umfrage der VDV-Arbeitgeberinitiative wurden 38 Güterbahnen in Deutschland zum Personalbedarf im Schienengüterverkehr befragt. Nachstehend finden Sie die Ergebnisse sowie mehr Informationen zu den Potenzialen von der gesteigerten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene.

Arbeitskräftemangel hemmt Wachstum im Güterverkehr

Insbesondere der Fachkräftemangel und Arbeitskräftemangel ist ein Hemmschuh für mehr Wachstum im Schienengüterverkehr: Ohne den Personalmangel könnten die Güterbahnen bis zu 50 Prozent mehr Aufträge annehmen. 24 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie 2022 aus personellen Gründen ihren Betrieb zeitweilig einschränken mussten. Bei 58 Prozent der Unternehmen war der Personalbedarf gegenüber 2021 gestiegen, bei 13 Prozent sogar stark. Die größte Herausforderung bei zu besetzenden Stellen sehen die Unternehmen beim Personal für den Fahrbetrieb (40 Prozent), bei gewerblich-technischen Personal (24 Prozent) und bei Ingenieurinnen und Ingenieuren.
Ergebnisse der VDV-Umfrage zum Personalbedarf im Schienengüterverkehr:

Ergebnisse der VDV-Personalumfrage:

Masterplan Schienengüterverkehr wichtig für mehr Wachstum

„Wir erleben bei den Güterbahnen die Wachstumsstory, für die wir hart gearbeitet haben. Doch neben bestimmten politischen Rahmenbedingungen ist es vor allem der Fachkräftemangel und Arbeitskräftemangel, der im Güterverkehr zum Hemmschuh für mehr Wachstum wird. Wir sind mitten in der Transformation, umso wichtiger ist es, dass wir uns mit der Politik an den Masterplan Schienengüterverkehr und dessen Aussagen zur Personalbeschaffung und -entwicklung halten. Dabei sind auch Bund und Länder gefordert, etwa bei der verkehrsträgerübergreifenden Gleichstellung der personellen Fördermaßnahmen, bei der Einführung von verpflichtenden Inhalten in der Ausbildung für Speditionskaufleute oder bei der Harmonisierung beruflicher Bildungswege.“

Joachim Berends · VDV-Vizepräsident

Chance: höhere Investition in den Kombinierten Verkehr

In den vergangenen zehn Jahren legte das Transportvolumen im Kombinierten Verkehr um 26 Prozent zu. Allein 2021 verzeichnete der Kombinierte Verkehr in Deutschland ein deutliches Plus von jeweils rund zehn Prozent in der Verkehrsmenge sowie bei der Verkehrsleistung gegenüber dem Vorjahr. VDV-Vizepräsident Berends: „Diese Werte könnten noch erheblich steigen, wenn wir an die zur Aufstockung der vorgesehenen Haushaltsmittel von 150 Millionen Euro pro Jahr denken.“ Dadurch könne die vorliegende Anzahl an Projekten im Bereich Neu- und Ersatzinvestitionen bedarfsgerecht abgearbeitet werden.

Verlader setzen verstärkt auf klimafreundlichen Schienengüterverkehr

Die positive Entwicklung bei den Güterbahnen im Schienengüterverkehr lässt das zuletzt vorgelegte Gutachten des Bundesverkehrsministeriums laut VDV in einem fraglichen Licht erscheinen, wonach der Marktanteil bis 2050 auf nur noch 17,3 Prozent im Vergleich zu 2019 sinken wird. „Die Prognose bildet die Lage im Güterverkehrsmarkt nicht ab“, erklärt Joachim Berends: „Speditionen und die verladende Wirtschaft drängen auf die Schiene, weil sie wissen, dass die Straßen voll und die Lkw-Fahrerkabinen leer sind – und bleiben.“ Entsprechend steigt der Personalbedarf im Schienengüterverkehr an. Entlang der Wertschöpfungskette fragen Händler und Verbraucher zunehmend die Ökobilanz ab – und Logistiker möchten klimafreundlichere Antworten geben. VDV-Vizepräsident Berends: „Die Wirtschaft handelt also schon. Das sollte auch von der Verkehrspolitik erkannt werden.“

Kooperation der Güterbahnen: für den unternehmensübergreifenden Einsatz von Fahrpersonal

Wie wäre es, wenn sich in so einer Situation Güterbahnen wechselseitig Mitarbeitende zur Verfügung stellen, um den Personalbedarf zu decken? Etwa, wenn Lokpersonal unerwartet durch andere Verspätungen frei wäre, dann könnten die Kräfte in wenigen Stunden am Zug eines anderen Güterbahnunternehmens sein und so tagelange Verspätungen vermeiden.

Der VDV wirbt dafür, den unternehmensübergreifenden Einsatz von Fahrpersonal auf der Schiene zu fördern, skalierbar zu machen und digital abzubilden. „Dies alles natürlich unter voller Berücksichtigung aller Sicherheitsvorschriften und notwendigen Zusatzbescheinigungen, die ebenso sauber wie die Qualifikationen im System erstellt und abgelegt werden können. Die Erprobung läuft seit Kurzem. Ergebnis könnte dann eine Online-Plattform sein, auf denen „lokführerlose“ Güterzüge und freie personelle Kapazitäten zueinander finden.

Weitere Informationen

VDV-Arbeitgeberinitiative

Derzeit gibt es branchenweit rund 13.000 offene Stellen im Stellenmarkt der VDV-Arbeitgeberinitiative.