Der neue E-Bus-Sound für Deutschland

Hamburger Hochbahn AG | by david goltz

E-Busse sind bei geringer Geschwindigkeit an sich zu leise, um im Außenbereich rechtzeitig wahrgenommen zu werden und müssen aus Sicherheitsgründen nach EU-Norm hörbar auf sich aufmerksam machen. Mit der Einführung von Elektrobussen im ÖPNV werden die Geräuschemissionen verändert, die bekannte Geräuschkulisse vom Verbrennungsmotor entfällt. Durch die elektrische Antriebstechnik können sowohl klima- und atemwegsschädigende, als auch Lärmemissionen deutlich vermindert werden. Die Sicherheitserfordernisse für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere von sehbehinderten Menschen, Fußgängern oder Radfahrern, müssen jedoch berücksichtigt werden.

Hersteller bieten bereits Lösungen mittels Fahrzeuggeräusch-Generatoren (Acoustic Vehicle Alert System – AVAS) an. Der VDV und die Branche wollen jedoch einen deutschlandweit akustischen Industriestandard setzen. Gesucht wurde ein charakteristischer Marken-Klang „Made in Germany“, der unverkennbar außerhalb der Fahrzeuge – also zum Beispiel bei der Anfahrt von Haltestellen – gehört werden kann, um den EU-Vorgaben zu genügen. In Zusammenarbeit mit dem FOAM Institute Berlin hatte der VDV daher einen Studierenden-Wettbewerb ausgerufen, um Soundideen für Deutschlands E-Bus-Sound der Zukunft einzureichen.

„Während die Hersteller erste Fahrzeuggeräusch-Generatoren – AVAS – anbieten, gehen VDV, Branche und Industrie einen aktiven Schritt weiter und setzen einen akustischen Industriestandard, der von den Menschen im verkehrlichen Umfeld als angenehm, modern und funktional empfunden wird. Uns war dabei wichtig, möglichst viele Interessengruppen, wie Fahrgast-, Verkehrs-, Sehbehinderten-, Umweltverbände sowie Bundes- und Landesverkehrsministerien von Anfang an mit einzubeziehen. Sie definierten nicht nur die Kriterien des künftigen Standards, sondern kürten auch die Siegeridee beim anschließenden Wettbewerb unter Sound-Studierenden."

Werner Overkamp · VDV-Vizepräsident

Wir präsentieren den E-Bus-Sound der Zukunft

Gewonnen hat Lukas Esser von der Universität der Künste Berlin. Sein Sound steht für die akustische Identität des E-Busses, die durch Attribute wie einzigartig, umweltfreundlich und modern gekennzeichnet ist. Der Siegersound wird der neue akustische Industriestandard für E-Busse deutschlandweit.

Rudi Kuchta vom VDV-Industrieforum:
„Es geht um unsere Stadtgesundheit, es geht um Sicherheit und ein zeitgemäßes Fahrerlebnis. Die Arbeit geht nun richtig los: Neben den akustischen Feinarbeiten muss nun auch die Fahrzeug-Hardware geprüft und abgeglichen werden. Für die Hersteller und Entwickler bleibt noch einiger Spielraum, wie sie den Sound im Alltag optimal einsetzen, in Abhängigkeit von Ort, Region, Geschwindigkeit und Betriebssituation.“

Das auf Sounds spezialisierte FOAM Institute Berlin hatte im Auftrag des VDV in diesem Sound Engineering Projekt den Markt analysiert, um einen neuen Sound mit und für die relevanten Anspruchsgruppen zu kreieren und diesen letztlich zu standardisieren.

Prof. Waschulewski, FOAM Institute Berlin:
„Die Siegeridee von Lukas Esser von der Universität der Künste Berlin entwickeln wir nun mit ihm zusammen professionell weiter. Zusammen mit den Partnern aus der Industrie werden im Anschluss die nächsten Entwicklungsschritte gegangen. Es gibt bislang keinen Standardsound: Die E-Bus-Hersteller sind beim Sound-Design noch nicht intensiv tätig geworden, um einen branchenspezifischen, verkehrssicheren sowie angenehmen Sound zu entwickeln. Zusammen mit dem Branchenverband VDV haben wir in diesem ambitionierten Sound Engineering Projekt die Interessen und Anforderungen analysiert, um einen neuen Sound mit und für die relevanten Anspruchsgruppen zu kreieren und diesen letztlich zu standardisieren. Der Siegersound steht erstklassig für die anvisierte akustische Identität für den E-Bus, die durch Attribute wie einzigartig, umweltfreundlich und modern gekennzeichnet ist. Der Gewinner des Wettbewerbs hat die anvisierte Identität für den E-Bus optimal getroffen!“

EU-Vorgaben schreiben Fahrgeräusch bei geringen Geschwindigkeiten vor

Die EU hatte für alle Elektrofahrzeuge mit einer Typgenehmigung ab September 2019 und Neufahrzeuge ab Juli 2021 ein AVAS vorgeschrieben. Diese Vorgabe wurde im Laufe der Folgejahre weiterentwickelt. Die so genannte ECE 138 leistet dabei eine detailliertere Ausgestaltung der geforderten Fahrzeuggeräusche. Diese Anforderungen gelten auch für den neuen E-Bus-Sound.

Weitere Informationen zum Thema E-Mobilität im ÖPNV