Zentrale Forderungen der Charta

  • Bürokratie abbauen und Regularien vereinfachen
  • Gleisanschlussförderung verbessern
  • Kostenbelastung für den Anschluss an das öffentliche Netz senken
  • Vorgelagerte Infrastrukturen sichern und leistungsfähiger machen
  • Bedienung von Gleisanschlüssen und kundennahen Zugangsstellen sicherstellen
  • Öffentliche Ladestellen ausbauen und sichern
  • Gewerbeflächen an Schiene anbinden und Flächen sichern
  • Trimodale/Multimodale Knoten stärken
  • Multimodalität fördern
  • Neue Transportkonzepte unter Einbindung von Gleisanschlüssen schaffen
  • Innovationen auf „erster/letzter Meile“ voranbringen (Digitalisierung, Automatisierung, moderne Lokomotiven)
  • Interesse am eigenen Gleisanschluss steigern

Verkehrspolitische Ziele werden unterstützt

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, den Masterplan Schienenverkehr weiterzuentwickeln und zügiger umzusetzen und den Schienengüterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern. Die Infrastrukturkapazität soll auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Dazu sollen das Streckennetz erweitert, Strecken reaktiviert und Stilllegungen vermieden werden. Die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung soll beschleunigt, der Einzelwagenverkehr gestärkt und Investitionsanreize für Gleisanschlüsse gesetzt werden. Bei neuen Gewerbe- und Industriegebieten soll die Schienenanbindung verpflichtend geprüft werden. KV-Terminals sollen weiter gefördert, die Kranbarkeit von Standard-Sattelaufliegern vorangetrieben und der Zu- und Ablauf bis max. 50 Kilometer von der Lkw-Maut freigestellt werden.

Die Gleisanschluss-Charta unterstützt ausdrücklich die Ziele der Bundesregierung. Sie unterbreitet konkrete Vorschläge, wie der Marktanteil der Schiene mit einer stärkeren Einbindung von Gleisanschlüssen und multimodalen Verladestellen gesteigert werden kann.

Die Mitzeichner der Charta würdigen die zahlreichen politischen Aktivitäten des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Deshalb knüpft die Charta z. B. an den Masterplan Schienengüterverkehr an und unterstützt die Vorschläge der Beschleunigungskommission Schiene, die Nationale Hafenstrategie, den Infrastrukturdialog und den Strategiedialog multimodaler Güterverkehr.

Sorgen bereitet den Mitzeichnern der Charta die fehlende Datengrundlage über den Bestand von Gleisanschlüssen und multimodalen Verladestellen. Es ist nicht bekannt, ob deren Anzahl in den letzten Jahren gestiegen, gleichbleibend oder gesunken ist. Die Zahlen der DB InfraGO AG (bis 2023 DB Netz AG) über deren Infrastrukturanschlussverträge können darüber keine Gesamtauskunft geben. Die Gleisanschluss-Charta empfiehlt, eine verlässliche Datengrundlage für zielgenaue Entscheidungen zu schaffen.

Die Gleisanschluss-Charta 2024 beinhaltet konkrete Vorschläge zur Stärkung von Gleisanschlüssen und multimodalen Verladestellen. Diese sind wesentliche Bausteine, um das gewünschte Wachstum des Schienengüterverkehrs erreichen zu können und das überlastete Straßennetz zu entlasten.

Die mitzeichnenden Verbände, Vereinigungen und Initiativen sind bereit, die einzelnen Vorschläge mit der Politik und den staatlichen Institutionen zu diskutieren, zu priorisieren und umzusetzen – für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Verkehr.

Wie können die verkehrspolitischen Ziele erreicht werden?

Der auf Ganzzüge ausgerichtete kombinierte Verkehr (KV) über die großen und zentral gelegenen Terminals leistet einen wesentlichen Beitrag für Klimaschutz und Verkehrsverlagerung. Sein derzeitiger Anteil an der Schienengüterverkehrsleistung liegt bei ca. 40 Prozent. Politik und Wirtschaft sollen diese hubbezogenen Produktionskonzepte weiter tatkräftig unterstützen, vor allem im Hinblick auf die großen Verlagerungspotenziale.

Der „große“ KV kann es aber nicht alleine schaffen, die ambitionierten Ziele zu erreichen. Benötigt werden dafür auch der Wagenladungsverkehr (Einzelwagen, Wagengruppen und Ganzzüge) über Gleisanschlüsse und multimodale Verladestellen sowie ein „kleinerer“ KV in Wagengruppen über dezentrale und kundennahe Terminals.

60 Prozent der Verkehrsleistungen werden derzeit im Wagenladungsverkehr abgewickelt. Er eignet sich für Massengüter und hochwertige Güter gleichermaßen. Er kann größere Volumen und Gewichte aufnehmen als ein Lkw, d. h. ein Güterwagen kann in aller Regel mindestens zwei Lkw ersetzen.

Weil viele Unternehmen auf einen eigenen Gleisanschluss verzichten (müssen), ist der multimodale Verkehr mit Einbindung der Straße im Vor- und Nachlauf und Umschlag über Verladestellen eine wichtige Zukunftsoption für die Schiene. Großes Potenzial haben zudem multimodale Transportketten in Kombination (Straße–)Schiene-Schiff.

Die Charta empfiehlt, alle Verkehrsträger im Sinne einer sinnvollen Aufgabenteilung in multimodalen Transportketten zu optimieren und die erforderlichen Infrastrukturen zwischen den Quellen/Zielen der Verkehre und den multimodalen Umschlagstellen zu betrachten.

Unter multimodalem Verkehr versteht die Gleisanschluss-Charta einen Transport von Haus zu Haus, bei dem mehr als ein Verkehrsträger eingesetzt wird.

Die Charta setzt sich für alle Beförderungssysteme im Schienengüterverkehr ein und wirbt für eine stärkere Wahrnehmung von Gleisanschlüssen und multimodalen Verladestellen bei Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Kundennahe Zugangsstellen zur Schiene tragen erheblich zur Reduzierung von Lkw-Verkehren bei, sei es im ländlichen Raum, in Mittelzentren oder in Ballungsräumen.

Schon lange ist zu beobachten, dass Unternehmen aus den Metropolen in die Peripherie oder sogar in die Fläche abwandern. Damit verändern sich die Quellen und Ziele von Transporten. Dieser Entwicklung muss sich die Eisenbahninfrastruktur anpassen, ansonsten drohen lange Lkw-Distanzen zu den Bahnterminals.

Liste der Maßnahmen, die die Mitzeichner der Charta ohne Unterstützung umsetzen werden

Eigenmaßnahmen der Mitzeichner und Unterstützer der Charta

Zur Erläuterung: 1. Ziffer der lfd. Nr. entspricht Nummer des Handlungsfeldes

3.1 Bereitstellen von Informationen über bestehende Angebote und Ansprechpartner (z. B. über bereits bestehende Internetplattformen) und Anbieten von Webinaren.
Beteiligte: Verbände, Eisenbahnen

4.1 Interessierten Kommunen und regionalen Planungsverbänden sollten für Machbarkeitsstudien bauliche und betriebliche Eisenbahndaten für die betreffende Region zur Verfügung gestellt werden.
Beteiligte: Eisenbahnen, Kommunen, Regionalplanung

6.1 Nutzung des SGFFG zur Förderung kommunaler Infrastrukturen im Eigenbetrieb – z. B. Industriestammgleise oder Zulaufstrecken.
Beteiligte: Kommunen

7.1 Gleisnahe Flächen für künftigen Bahnumschlag identifizieren und sichern; Prüfung der Chancen einer möglichen Anbindung an das öffentliche Schienennetz; Nutzung von digitalen Geoinformationssystemen wie SIDING; vorhandene Brownfield-Immobilien und nicht mehr genutzte Bahnanlagen verstärkt berücksichtigen.
Beteiligte: Kommunen, DB AG, Immobilienwirtschaft, Verbände

7.2 Gemeinsam mit den Kommunen und Regionalplanern sollte ein Austausch für eine sinnvolle Sicherung und Entwicklung von Potenzialflächen zugunsten des Schienengüterverkehrs stattfinden und durch Handreichungen/Best-Practice-Beispiele unterstützt werden.
Beteiligte: Kommunen, Regionalverbände, Marktakteure in den Regionen

7.3 Aufbau eines regionalen Schienen-/Standortmarketings für Kommunen und Regionen inkl. Bündelung von Wissen, Beratung und Vermarktung der Flächen und Schieneninfrastruktur; Identifikation ansiedlungswilliger Unternehmen und deren Bedürfnisse.
Beteiligte: Kommunen, Regionalverbände, Marktakteure in den Regionen

8.1 Stärkere Bewerbung der eigenen Verladestellen über bestehende Internetportale wie railway.tools, Rail Facilities Portal inkl. Datenbereitstellung.
Beteiligte: Betreiber der Verladestellen

8.2 Erstellen einer Handreichung über die branchenübergreifenden Anforderungen, Potenziale und staatlichen Auflagen für multimodale Verladestellen.
Beteiligte: Verbände

12.1 Neufassung der VDV-Schrift 750 „Dienstordnung der Anschlussbahn“; Ausarbeitung und Bereitstellung einer „Musterbedienungsanweisung“.
Beteiligte: Verbände

12.2 Entwicklung eines Leitfadens, der grundlegende Informationen über Genehmigungsverfahren, Gesetze, Verordnungen, Regelwerke und Zuständigkeiten inkl. Kontaktdaten enthält.
Beteiligte: Verbände

12.3 Realisieren eines „Fachbuchs Bau und Betrieb eines Gleisanschlusses oder einer multimodalen Verladestelle“, auch zur Qualifizierung des Personals des Betreibers.
Beteiligte: Verbände

14.1 Nutzung der Einzelwagen-Betriebskostenförderung zur Verkehrserhaltung, Gewinnung von Mehrverkehren und zum Ausbau der regionalen und überregionalen EVU-Netzwerke.
Beteiligte: Marktakteure

15.1 Erhalt und Ausbau des Angebotes für Einzelwagen und Wagengruppen, keine weitere Schrumpfung des Netzwerkes und des Angebotes.
Beteiligte: Marktakteure

15.2 Ausbau des Angebotes für multimodale Verkehre, auch durch Intensivierung der Zusammenarbeit von Eisenbahnen, Speditionen, KV-Operateuren, Gleisanschließern, Betreibern multimodaler Verladestellen und Anbietern modularer Systeme.
Beteiligte: Marktakteure, Verbände